Die diesjährigen Europameisterschaften im Rollkunstlaufen waren für Joana Bettenhausen vom RSV Einbeck nicht nur ein weiterer Höhepunkt in diesem Jahr, sondern bildeten zeitgleich auch den internationalen Saisonabschluss. Der Deutsche Verband hatte sie in den Disziplinen Pflichtlaufen und Solotanzen in der Gruppe der Junioren nominiert. Darüber hinaus war es für Joana eine besondere Ehre, dass sie die Werbeplakate und Banner des Wettbewerbs zieren durfte.
Ausgetragen wurden die Europameisterschaften auf niedersächsischem und somit nicht unbekanntem Parkett in Harsefeld bei Stade. Bereits eine Woche vor Wettbewerbsbeginn reiste die Einbeckerin zu einem vorbereitenden Lehrgang an, bei dem sie die Bahneigenschaften testen konnte. Dieser verlief sehr zufriedenstellend und bildete somit eine gute Voraussetzung für die Wettbewerbe.
Zuerst ging Joana im Pflichtlaufen an den Start. Leider fehlte ihr im ersten der beiden offiziellen Trainings das Gefühl für die beiden ausgelosten Bögen und auch in der Schlinge fand sie nicht zu ihrer gewohnten Form. Zunehmend an Sicherheit gewann die Sportlerin im Laufe des zweiten Trainings. Eine weitere Verbesserung stellte sich schließlich beim Wettbewerb am Folgetag ein, sodass Joana im ersten Bogen fast alle Drehungen sauber ausführte. Das Wertungsgericht stufte sie danach zunächst auf Rang sechs ein. Die zweite Pflichtfigur musste die Einbeckerin mit Startnummer eins beginnen, zeigte sich aber selbstbewusst und erlief sich damit die drittbeste Bewertung im Teilnehmerfeld. Ebenso erfolgreich verlief der dritte Bogen, bei dem Joana ausschließlich eine einzige Drehung nicht korrekt gelang. Auch hier erzielten nur zwei Konkurrentinnen bessere Noten und Joana stieg im Gesamtklassement auf. Von der Vorbereitung zum Wettbewerb hatte sie immense Nervenstärke bewiesen und eine enorme Leistungssteigerung gezeigt, sodass sie zufrieden von der Bahn ging. Im Endergebnis war es eine mehr als knappe Entscheidung der Wertungsrichter, die Joana und eine weitere Konkurrentin gleichwertig auf dem Bronzerang sahen. Ausschlaggebend waren 0,6 Punkte, die letztendlich Platz vier für die Einbeckerin bedeuteten. Die Enttäuschung über die erneut haarscharf verpasste Medaille wich jedoch schnell der Freude über das dennoch großartige Ergebnis.
Direkt im Anschluss an diesen mental sehr fordernden Pflichtwettbewerb fand das erste offizielle Solotanztraining sowie noch am selben Abend der Wettbewerb im Style Dance statt. Trotz der Anstrengungen am Vormittag brachte Joana eine sehr gute Performance bei ihrem „Swing Medley“ auf die Fläche und erzielte somit einen hohen technischen Wert. Auch in ihrem Pflichttanz „Quickstep“ erhielt sie hohe Level für die Schrittpassagen und lag nach beiden Wettbewerbsteilen mit nur 1,5 Punkten Abstand zur Drittplatzierten auf Rang vier. Dieses vorläufige Ergebnis bildete eine hervorragende Ausgangsposition für die Kür, da die Einbeckerin gemeinsam mit den drei stärksten Läuferinnen aus Italien und Portugal in der letzten Einlaufgruppe startete. Nach einem Tag Pause, an dem Joana ein leichtes Training in einer separaten Halle absolviert hatte, stand der Kürtanz auf dem Programm. Sie zeigte einen guten Durchlauf sowie eine tolle Interpretation ihres emotionalen Programms zum Thema „Fly“ aus dem Film „Ziemlich beste Freunde“. Die folgende Bewertung der technischen Spezialisten war für Trainerin Annette Ziegenhagen-Gielnik und Choreograph Alessandro Spigai aus Italien schließlich nicht nachvollziehbar. Trotz hoher Level in den Schrittpassagen erreichte Joana in der Kür Rang acht. Mit Platz fünf als beste Deutsche im Endergebnis waren jedoch sowohl Läuferin als auch das Trainerteam überaus zufrieden.
Nach gesundheitlichen Problemen im Frühjahr und einer langen sowie trainingsintensiven Saison bilden beide Platzierungen einen tollen Erfolg für das junge Talent bei ihren ersten Europameisterschaften im Solotanzen.