Bericht: Alena Riemenschneider
Für Joana Bettenhausen vom RSV Einbeck waren die diesjährigen World Roller Games in Barcelona eine ganz besondere Erfahrung.
Der Deutsche Rollsport- und Inlineverband hatte die Ausnahmesportlerin gleich in drei Disziplinen nominiert. Im Formationslaufen mit der niedersächsischen Laufgemeinschaft „Dream Team“, im Solotanzen sowie im Pflichtlaufen sicherte sie sich einen Platz im Nationalteam. Damit war Joana die erste Einbeckerin, die den RSV im Pflichtlaufen bei einer Weltmeisterschaft vertat. Die Nominierungen seitens des Verbands waren der Lohn für die hervorragenden Leistungen und die Zuverlässigkeit in der Vergangenheit. Dies zeigte sich auch an den Ergebnissen in der bisherigen Saison, denn trotz einer sechswöchigen krankheitsbedingten Pause zu Beginn des Jahres erreichte Joana im Pflichtlaufen den zweiten Platz bei den Deutschen Meisterschaften und erlief sich beim internationalen Deutschlandpokal Rang drei. Einerseits war es für die Sportlerin eine tolle Chance und eine große Ehre, den DRIV bei der WM vertreten zu dürfen, andererseits bedeutete dies jedoch gleichzeitig einen enormen zusätzlichen Trainingsaufwand in allen drei Bereichen.
Die World Roller Games begannen für Joana mit dem Pflichtlaufen. Ungewöhnlich für eine Weltmeisterschaft fand nur ein offizielles Training am Austragungsort statt und dieses dazu erst am Vormittag des Wettbewerbstages. Dabei machten sowohl die ausgeprägte Hitze in Barcelona als auch die Umstellung auf den sehr schnellen Boden der Sportlerin zunächst zu schaffen. In eineinhalb Stunden Training gewöhnte sie sich aber zunehmend an die Gegebenheiten bevor es am Nachmittag mit den ersten beiden Pflichtfiguren ernst wurde. Mit dem ersten Bogen, einer Wende in Kombination mit einem Doppeldreier, legte die Einbeckerin einen guten Einstieg hin und platzierte sich bereits im vorderen Teilnehmerfeld. Im Anschluss folgte mit der Schlinge Joanas Paradefigur und große Stärke. Bereits im Einlaufen lief diese sehr flüssig sowie spurgenau und so zeigte die 17-Jährige auch vor dem Wertungsgericht bis auf einen kleinen Wackler eine gute Leistung. Nach einer einstündigen Pause ging es mit dem dritten und letzten Bogen weiter. Mit einem sehr ordentlichen und stabilen Gegendreierparagraphen schloss Joana den Wettbewerb ab. Sowohl Läuferin als auch Trainerin Annette Ziegenhagen-Gielnik zeigten sich zufrieden. Als das Endergebnis feststand, fehlte Joana trotz eines höheren Punktwertes gegenüber der Drittplatzierten letztendlich bei zwei der sieben Wertungsrichter nur je ein Zehntel zum Gewinn der Bronzemedaille. Dennoch war bei der Einbeckerin die Freude über einen hervorragenden vierten Platz größer, als die Enttäuschung über die mehr als knappe Entscheidung.
Die zusätzliche Nominierung im Solotanzen erhielt Joana überraschend erst recht kurzfristig einige Wochen vor der WM. Um die Teilnahme auch in dieser Disziplin zu gewährleisten, erhielt sie daraufhin Unterstützung aus der gesamten Tanztrainer-Riege des RSV Einbeck im technischen und choreographischen Bereich. Vor Ort in Barcelona standen für Joana zunächst zwei zusätzliche Trainings auf dem Programm, in denen sie zum ersten Mal mit der sehr starken Konkurrenz aus Italien, Portugal und Südamerika konfrontiert wurde. An die Halle und den Boden gewöhnte sie sich dabei sehr schnell und die größte Aufregung bereitete schließlich das neue Wertungssystem, welches bei der WM erstmals auch im Tanzen erprobt wurde. Mit dem Style Dance, in diesem Jahr ein Swing Medley aus Quickstep und Slowfoxtrott, startete Joana in den Wettbewerb und überzeugte mit einer sehr guten Leistung. Lediglich in der Performance und bei der läuferischen Ausführung machte sich der Trainingsrückstand bemerkbar, was aber der Zufriedenheit über einen vorerst 13. Platz keinen Abbruch tat. Am Folgetag fiel die Entscheidung in der Kür. Zum Thema „Fly“, der Titelmusik aus dem Film „Ziemlich beste Freunde“, präsentierte die Einbeckerin ein ausdrucksstarkes und mitreißendes Programm. Die fünf geforderten Pflichtelemente gelangen ihr sehr gut, wofür sie mit einem hohen technischen Wert und einem hervorragenden zehnten Rang belohnt wurde. Im Gesamtklassement konnte sie sich damit an zwei Konkurrentinnen vorbeischieben und verpasste nur haarscharf die Top 10. Ein hervorragender elfter Platz war sowohl für Sportlerin als auch Trainerin ein zufriedenstellendes Ergebnis.
Nach fast zwei Wochen in Barcelona ging es zurück in die Heimat nach Einbeck. Im Gepäck die Goldmedaille im Formationslaufen sowie zwei sensationelle Resultate aus den Einzelwettbewerben, die gleichzeitig eine tolle Ausgangsposition sowie große Motivation für die Europameisterschaften im September bilden.